Wenn ich als Kind etwas sah, was mich fasziniert hat, bin ich völlig ausgeflippt. Ich bin hochgesprungen, habe gequietscht vor Vergnügen und aller Welt – meistens mehrfach, lautstark und vor allem ausführlich – mitgeteilt, wie sehr ich mich über das Erlebnis oder den Moment freue. Da war dann nicht einfach nur ein Regenbogen. Nein, für mich war es der allerschönste Regenbogen, den es jemals gab, sooooo groß, sooooo bunt, sooooo wunderschön. Wenn ein Erwachsener dem Schauspiel meiner Meinung nach zu wenig Aufmerksamkeit widmete, habe ich insistiert, bis derjenige mindestens ein zweites Mal hingeschaut und mir nachdrücklich bestätigt hat, wie toll der Regenbogen doch ist. Oder der Sonnenaufgang, der wie tausend Diamanten glitzernde Schnee, der monumentale Berg, der süße Schmetterling – egal wie groß oder klein etwas war, wenn es mich berührt hat, war der hellen Aufregung keine Grenze gesetzt.
Was passiert im Laufe des Lebens? Wir lernen, dass für Freude, Glücksgefühle und Euphorie keine Zeit ist und man den meisten Menschen mit dem Blick auf die guten Seiten des Lebens dramatisch auf die Nerven geht. Aufmerksamkeit bekommt man viel mehr, wenn man jammert, meckert, nörgelt, streitet. Völlig normal, denn als wir noch in der Höhle hausten, war es überlebenswichtig, sich auf Bedrohungen, das Böse, das Negative zu fokussieren. Und auch, wenn uns heute nicht mehr der sprichwörtliche Säbelzahntiger fressen will, so fühlen wir uns permanent zumindest von Herausforderungen, vermeintlichen Ärgernissen und anderen Lebewesen – meistens unseren Artgenossen – bedroht.
Überträgt man dies auf die Arbeitswelt, zeigt sich am Beispiel eines typischen Arbeitstags in der Hotellerie folgendes Szenario:
In der Küche brüllen sich die Kollegen gegenseitig an, der Service beschuldigt die Küche und umgekehrt, der Azubi wird sowie immer beschimpft, der beschwert sich bei der Rezeptionistin, wie blöd doch alle sind und dass das ein blöder Job ist, irgendwann bekommt es der Hausherr mit und greift durch, in dem er fragt, ob denn hier jeder durchgeknallt ist. Abends gehen alle genervt nach Hause und treten ebenso genervt am nächsten Tag den Dienst wieder an. Und in dieser Stimmung soll man dann die Gäste glücklich machen. Spätestens bei den Gäste-Bewertungen auf den einschlägigen Portalen stellt man fest, dass das oft genug nicht gelungen ist. Alltag im Hotel – leider real und pures Drama, ebenso wie in vielen anderen Berufen und Branchen.
Bevor die Spirale aus Fluktuation, Branchenflucht und eklatantem Fachkräftemangel weiter nach unten geht, können wir viel tun. Und das setzt vor allem bei der Kommunikation an.
Lassen wir doch einfach die am Anfang beschriebene kindliche Euphorie über schöne Momente wieder einmal in ihrer ganzen Intensität zu und bauen das in unsere Kommunikation ein. Geben wir dem kleinen Glück die Wertschätzung, die es verdient. Wandeln wir das tragische Drama in ein positives Szenario um.
Wie wäre es also, dem Azubi mal auf die Schulter zu klopfen, dass er trotz des 10-Stundentags immer noch so schön den Dessertteller anrichtet? Der geht mit einem ganz anderen Gefühl nach Hause. Man selbst übrigens auch. Oder der Kellner gibt mit einem netten Lächeln einfach mal das Lob der Gäste an den Koch weiter, der sonst hinter den Kulissen kaum mitbekommt, wie seine Kreationen ankommen. Und auch – oder vor allem – dem Chef steht es gut zu Gesicht, sein Team nach einem langen Arbeitstag mal zu loben für die prima Leistung.
Wie sich Feel Good Kommunikation in den Berufsalltag einbauen lässt, welche einfachen Instrumente und Interventionen in den Teams wahre Wunder wirken, wie sich Sinnstiftung und positive Stimmung auf verminderten Krankenstand und reduzierte Fluktuation auswirken, wie Wertschätzung messbar die Wertschöpfung beeinflusst, wie Wohlfühlen das eigene Selbstwertgefühl steigert, wie Empathie Beziehungen stärkt und was es mit dem Zweck der Existenz in diesem Zusammenhang auf sich hat, das und mehr sind die Kernthemen von Feel Good Solutions - und vor allem ist es mein Herzensthema.
Also: Drama, Baby!